Naturheilkunde bei Tieren

Naturheilkunde bei Tieren

Eine Vielzahl an Anwendungsbeobachtungen, Erfahrungsberichten sowie wissenschaftliche Studien zu pflanzlichen Wirkstoffsubstanzen zeigen es: Dem Tier kann bei vielen Indikationen mit natürlichen Arzneimitteln geholfen werden. Naturheilkunde bei Tieren kann damit das Behandlungsspektrum der Veterinärmedizin sinnvoll erweitern. Weitere Forschung und die Erhebung klinischer Daten zu Arzneipflanzen und den daraus gewonnenen Zubereitungen sind erforderlich, um in Zukunft der Tiergesundheit zu verbessern. Welche Heilpflanzen dabei im Fokus stehen sollten, können wir von den Tieren lernen. Denn sie haben sich schon immer selbst therapiert.

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Wie halten sich Tiere durch pflanzliche Kost gesund?

Elefanten, die Glaubersalz zur Verdauungsförderung aufnehmen. Verletzte Schafe, die sich in Spitzwegerich wälzen. Affen, die Cashewnusstängel zur Kariesprophylaxe kauen: Das sind nur einige Beispiele, wie Tiere sich selbst therapieren. Die Tierärztin Dr. Sandra Graf-Schiller bringt im Interview weitere Beispiele. Ihre These: Die Phytotherapie ist älter als die Menschheit und vermutlich so alt wie die Tierheit. Wir Menschen haben von den Tieren gelernt.

Wildtiere heilen sich selbst

Dass die Naturheilkunde mit Ihren Vielstoffgemischen aus der Natur stammt und vielfach wirksam ist, zeigt das Verhalten von Wildtieren. Von Ameisen, Bienen bis zu Hirschen und Wölfen nutzen Tiere Pflanzen, um sich zu heilen. Wildtiere leiden nicht nur unter Parasiten im Fell und auf der Haut. Viren, Bakterien, Würmer, Einzeller befallen sie, besiedeln Lunge, Darm, Milz, Gehirn. Auch Wildtiere suchen gezielt Pflanzen, die ihnen bei Befindlichkeitsstörungen und Erkrankungen Linderung und Heilung bringen.

Bei Schimpansen konnte beobachtet werden, dass sie sich bei Parasitenbefall mit Giftpflanzen, wie dem Strauch Vernonia amygdalina, behandeln. Die Blätter dieses Strauches verwenden auch die Einwohner Tansanias als Medizin gegen Bauchschmerzen und Parasiten. Wie Untersuchungen zeigen, besitzt die Pflanze einen ganzen Medikamentencocktail aus zwölf unterschiedlichen Inhaltsstoffen gegen Parasiten. Gegen die Wildtierkrankheiten sind offensichtlich Kräuter gewachsen.

Dieses Verhalten findet sich allerdings nicht nur in Bezug auf Kräuter. Wildtiere nutzen auch tierische Helfer und deren Vielstoffgemische. Von 200 Vogelarten ist bekannt, dass sie sich in Ameisenhaufen setzen und in der Ameisensäure duschen, die sie gegen den Befall durch Insekten schützt.

Naturheilkundewissen bei Haustieren

Auch bei unseren Haustieren können wir naturheilkundliche Verhaltensweisen beobachten. Hundebesitzer kennen es, dass Hunde gezielt bestimmte Sorten Gräser auf einer Wiese im Ganzen herunterschlingen. Kurze Zeit später erbrechen die Hunde das Gras oder scheiden die Halme unverdaut wieder aus. Auch in Ausscheidungen von Füchsen und Wölfen finden sich unverdaute Grashalme. Haustiere und Wildtiere „wissen“, welche Blätter, Halme oder Wurzeln sie gegen Infektionen, Würmer oder bei Magenverstimmungen fressen müssen. Wir Menschen haben den Einsatz von Arzneipflanzen von den Tieren gelernt. 

Literatur zu Naturheilkunde bei Tieren

Brendieck-Worm C, Melzig MF. Phytotherapie in der Tiermedizin. Thieme 2018; ISBN 978-3132407770.

Engel C. Wild Health: Gesundheit aus der Wildnis. Wie Tiere sich selbst gesund erhalten und was wir von ihnen lernen können. animal learn 2005; ISBN 978-3936188172.

Felenda J, Stintzing F. Mistletoe Preparations as an Option for Treatment of Equine Sarcoids – Results of an In vitro Investigation on Cell Proliferation in 2D And 3D Design. Journal of Veterinary Medicine and Research 2018; 5(11):1169.

Provenza FD. Nourishment: What Animals Can Teach Us About Rediscovering Our Nutritional Wisdom. Chelsea Green Publishing Co 2018; ISBN 978-1603588027.

Stanossek I. Dissertation: Naturheilkundliche und komplementärmedizinische Verfahren in der Veterinärmedizin -  Eine Studie zur Anwendungssituation von Seiten der Tierärzte/-innen. Justus-Liebig-Universität Gießen 2020.

Walkenhorst M. Neues aus der Veterinärmedizin. Complementary Medicine Research 2019; DOI: 10.1159/000503909 .